Ausgebremst?…fünf Jahre Gewässerentwicklungskonzept für die Wertach

 

Leo Rasch

Der Flusslauf der Wertach wurde in der Vergangenheit radikal verkürzt und eingeengt. In Folge dessen hat sie sich immer weiter eingetieft. Die zahlreich errichteten Wehre sollten das weiter verhindern und schufen doch nur neue Probleme. Der drastische Verlust von Lebensräumen ließ in der einstmals kiesreichen Wildflusslandschaft zahlreiche Fisch-, Pflanzen- und Vogelarten verschwinden. Dies zum Guten zu wenden ist Ziel der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) seit dem Jahr 2000. Zwischenzeitlich konnten bei mehreren Flusssanierungen in Bayern umfangreiche Erfahrungen gesammelt werden. Dabei zeigt sich immer wieder, dass Pflanzen, Tiere und Menschen gleichermaßen davon profitieren.

Das Gewässerentwicklungskonzept (GEK) für die Wertach im Unterallgäu vom 16.11.2016 beschreibt den derzeitigen Zustand und zeigt zahlreiche Möglichkeiten für Strukturverbesserungen auf. In den Augen des Bündnisses „Wertachfreunde Unterallgäu“ ein sehr gutes Konzept. Die anfängliche Hoffnung der Fischereivereine Bad Wörishofen und Türkheim, der Ortsgruppen des BUND Naturschutz und des Landesbund für Vogelschutz, die entsprechenden Maßnahmen aus dem GEK würden nun in einzelnen Projekten umgesetzt, ist inzwischen einer Ernüchterung gewichen.

Positiv vermerkt seien die strukturreiche Gestaltung der Sohlschwellen bei Siebnach und vor Ettringen, wo erstmals wieder eine eigendynamische Entwicklung stattfinden darf.


 

                                                                                          Foto: Leo Rasch

 

 

 

So auch die Anstrengungen einzelner Kraftwerksbetreiber wie das naturnahe Umgehungsgewässer der Kraftwerk Türkheim GmbH, die Ökobermen der Stadtwerke Bad Wörishofen und die Neuerrichtung der Fischaufstiegsanlage am Bingstetter Stausee.

 

Auf Vorschlag des Fischereivereins Bad Wörishofen wird der westliche Entwässerungsgraben in die Anlage mit einbezogen. Ein Beispiel für gute gemeinsame Lösungen.

 

Im Gegensatz dazu stehen viele Maßnahmen weiterhin nur auf dem Papier, drei Beispiele:

 

Am Stockheimer Mühlbach soll die biologische Durchgängigkeit hergestellt und das Trockenfallen bei Absenkung des Bingstetter Stausees verhindert werden. Die Wertachfreunde werden hier nicht lockerlassen.

 

Der Marktgemeinderat Türkheim bemüht sich seit dem Beschluss vom 19.02.2020 um ein GEK für seine Gewässer III. Ordnung. Bis heute wurde dafür kein grünes Licht gegeben.

 

 

Auch für die Türkheimer Fischer ist die Sanierung des Langweidbachs eine Herzensangelegenheit. Vorsitzender Stefan Gaschler vom Fischereiverein zeigt eine der Stellen, wo der Bach in einem Rohr verschwindet.                                                                         Mindelheimer Zeitung vom 17.02.2020, Foto: Alf Geiger

 

 

Laut Pressemitteilung des Wasserwirtschaftsamtes (WWA) Kempten vom Juli 2020 sollten im Herbst selben Jahres Gespräche mit den Beteiligten für einen Fischaufstieg am sogenannten Walterwehr südlich von Türkheim stattfinden. Die Wertachfreunde haben verschiedene Vorschläge als Diskussionsgrundlage an das WWA übermittelt. Leider gab es bis zur Drucklegung dieses Artikels immer noch keinen Termin für ein Gespräch.

 

Mit der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) haben sich die EU-Staaten verpflichtet, Flüsse, Seen und das Grundwasser auf einem hohen Niveau zu schützen. Grundsätzliches Ziel ist das Erreichen des "guten Zustands" der Gewässer bis spätestens 2027. Für die Wertach von Marktoberdorf bis Inningen wurde das Ziel bereits aufgegeben, siehe Landesamt für Umwelt, Wasserkörper 1_F149: www.lfu.bayern.de/wasser/wrrl/bewirtschaftungsplaene_1621/index.htm

 

In Anbetracht des Einsatzes und guten Willens der Bürgermeister, vieler Gemeinderäte und engagierter Bürger bleibt die Wasserwirtschaft damit weit hinter ihren Möglichkeiten.

 

Wenn man ihr Platz und Gefälle lässt, kann die Wertach ein traumhafter Fluss sein- auch im Unterallgäu!